Nach den beiden Stücken “Asche” und “drei kleine Selbstmorde” freuen wir uns euch ein weiteres Meisterstück von Gyula Molnar zu präsentieren: Jurij Alexejewitsch Gagarin (1934-1968) - der erste Mensch im Weltall. Molnàrs Stück ist eine Hommage an ihn, eine Melange aus wissenschaftlichem Exkursus, Gymnastikstunde, und Figurenspiel, eine galaktisch komische Kosmonautennummer!
von Gyula Molnàr und Francesca Bettini mit Gyula Molnàr
Regie: Francesca Bettini
Eine Koproduktion des Homunkulus Figurentheater (Berlin), Teater Ibsen (Skien/Norwegen) und des Theatres de Cuisine (Marseille/France)
Der Stoff zu diesem Projekt wurde in Italien, in Frankreich, vor allem in den Ländern Osteuropas, in Ungarn, und im Gebiet der ehemaligen DDR gesammelt. Die weißen Flächchen des totalen Vergessens sind dabei ebenso signifikant wie die reiche Fundstellen wacher Erinnerung - oder süßer Verklärung. Jeder ort überraschte mit eine total eigenen Quellenlage.
PRESSESTIMMEN: “Gyula Molnàr erzählt mit dieser Inszenierung seine Version von der Eroberung des Weltalls, bei der Fiktion und Realität, Wirklichkeit und Tauschung so nahe beieinander liegen, dass man sie nicht mehr auseinanderhalten kann. Es ist dies vor allem ein Eroberung, die die Phantasie der Zuschauer voraussetzt, um als solche zu gelingen. Und auf der Bühne entsteht, zwischen Hula-Hoop-Reifen und Gipsmonument, die Vision jenes damaligen sensationellen Vorgangs, der in uns allen seine Spuren hinterlassen hat. Eine Vision, der es gelingt, Wahrheit und Manipulation vollkommen zur Deckung und uns der Schwerelosigkeit sechzig Minuten naher zu bringen.” ( Grete Leng, Skiendore Observer )
“..‘Gagarin’ nannte sich dieser wohl ungewöhnlichste Theaterabend, den man je erlebt hat. Molnàr ist Schauspieler und Objektkünstler, sein Soloprogramm eine Melange aus Gymnastikstunde, wissenschaftlichem Exkursus und Figurenspiel. Erst allmählich setzt sich dieses Gewirr von Absonderlichkeiten zu einem besonders raffinierten Stuck Theater zusammen. Molnàr spielt die Varianten des Schicksals von Gagarin durch, das, was vielleicht Wirklichkeit war, das, was die Offentlichkeit daraus gemacht hat. Er knackt das Rätsel nicht, lüftet das Mysterium nicht und hat doch bereits viele Lebenswege aufgezeichnet, phantastische, abwegige und plausible. ( Adrienne Braun, Stuttgarter Zeitung )
“…Man lacht über den scheinbar ungelenken und naiven Auftritt und übersieht, wie beiläufig Molnár die Zuschauer in der Brotfabrik in ein erzählerisches Spiegelkabinett lockt, aus dem es keinen logischen Ausweg gibt. Mit Stuhl, Hula-Hoop-Reifen. Kladde, Statue und Karton zaubert Molnár ein kleines absurdes Universum auf die Bühne, schlägt zahlreiche Volten und ordnet doch alles in einen logischen Zusammenhang ein. Relativitätstheoretisch gewendet: Wahrheit und Wirklichkeit sind von ihren Bezugssystemen abhängig, ob im Orbit, in einem politischen System wie der Sowjetunion oder im Theater der Objekte. Man hätte sich keinen schöneren Theaterauftakt des Festivals “Szene Ungarn in NRW” wünschen können. ( Hans-Christoph Zimmermann, Bonner General-Anzeiger Samstag, 17. April 2010)